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Anthropozentrische Fehleinschätzungen

Naturerkenntnis und das Denken an das NS-Regime

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Günter Altner Günter Altner

Zoologe und Theologe

"Die globale Wachstums- problematik veranlasst uns heute, die tragenden politischen Theorien der Neuzeit (Sozialismus, Liberalismus, Kapitalismus) auf ihre Grenzen hin zu befragen. Die ökologische Krise resultiert nicht zuletzt aus der Tatsache, dass die politisch relevanten Ideologien der Neuzeit der Maßstäbe einer Vernunft ermangeln, die die Rationalität des Zivilisationsprozesses auf neue lebensdienliche Bahnen lenkt."


Frederic Vester
Frederic Vester Ökologe

Der Sprung auf eine neue Organisationsstufe

"Wenn die Menschheit und das, was sie produziert und gestaltet, so eng aufeinanderrürckt, dass ein neues System vernetzter Wirkungen entsteht, so beginnt hier dasselbe, was auch passiert, wenn z.B. viele Amöben zusammenkommen. Bei geringer Dichte teilen und vermehren sich diese einzelligen Organismen völlig unabhängig voneinander. Es gibt jedoch Bedingungen, wo sehr viele von ihnen zusammenströmen. In diesem Falle ändern sie plötzlich ihr Verhalten. Sie übernehmen unterschiedliche Aufgaben und bilden einen neuen Organismus --- einen Schleimpilz, der dennoch voll und ganz aus Amöben besteht.

Schleimpilz

Bild: Arcyria denundata, Botanische Staatssammlung, München

Auch hier hängt plötzlich alles zusammen und wirkt aufeinander. Damit jedoch das Ganze überhaupt lebensfähig bleibt, wurde es zu einem System höherer Ordnung.
Ein ähnlicher Prozess ist auch bei uns eingetreten, nur dass wir die Gesetzmäßigkeiten der neuen Stufe des Zusammenlebens noch nicht erkennen. Denn wir schalten und walten und planen auch in unserem Land so, als ob wir nicht sechzig Millionen, sondern erst eine Million Einwohner wären, da und dort eine Eisenhütte wie im alten Germanien betrieben, pro Kopf eine Ackerfläche von 40 Hektar zur Verfügung hätten, die großen Ströme alle Verschmutzungen aufnehmen könnten und die natürliche Verrottung der Abfälle in eine reichhaltige Tier-, Pflanzen- und Mikrobenwelt integriert und von ihr anstandslos besorgt würde.
Man glaubt, dass lediglich alles mehr geworden sei, sich die Quantität verändert habe und man nur mit genügend großen Kräften an die Probleme herangehen müsse. Doch es ist die Qualität der menschlichen Zivilisation, die sich mit jedem Dichtesprung geändert hat und die somit auch qualitativ völlig andere Dimensionen des Denkens und Handelns verlangt. Nicht nur Amöben, sondern jede Population, die rapide zunimmt, und erst recht eine solche, die wie die Menschen sogar nicht nur selber, sondern auch mit ihren künstlichen »Lebewesen« wie Autos, Fabriken, Konsumgütern, Schlachthöfen, Informationsnetzen usw. plötzlich so anwächst, dass sie eine neue Dichteschwelle überschreitet, muss sich dieser neuen Dichte und der damit verbundenen Vernetzung aller Teilbereiche anpassen.

Sie muss ein anderes Verhalten, eine entsprechende Organisation, ein entsprechendes Bewusstsein entwickeln --- oder sie wird früher oder später in einer Katastrophe auf die frühere Dichtestufe zurückfallen bzw. ganz ausgelöscht werden."


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