Psychiater und Wissenschafts-Journalist
"Es ist doch eine abenteuerliche Vorstellung, dass die ganze bisherige
Geschichte des Kosmos seit dem Urknall vor 13 oder 15 Milliarden Jahren mit
der Entstehung von Milliarden Galaxien, von Sonnensystemen, von
Planetensystemen, dass der ganze Ablauf hier auf der Erde, dass das alles
nur dazu gedient haben soll, uns Heutige und unsere Probleme und unsere
Sorgen hervorzubringen."
(Was weiß der Affe vom Mensch? -- Über
Naturwissenschaft und Religion. ZDF Mainz, 1988.)
"Je weiter die menschliche Ratio in die Tiefen dieser Welt eindrang, um
so kleiner wurde der Raum, in dem die Theologen ihren Himmel noch
unterbringen konnten. Der Biologe Ernst Haeckel sprach ebenso bissig wie [...]
treffend von der zunehmenden »Wohnungsnot Gottes«. Denn die von den
Theologen unbeirrt vorgetragene Behauptung, dass das Reich Gottes »jenseits«
dieser Welt liege, schien --- in einer abgeschlossenen Welt ausgesprochen ---
auf einen Ort zu verweisen, für den sich, in jedem Sinne dieses Wortes,
kein Platz mehr finden ließ.
In einer noch werdenden, ihrer Vollendung durch Evolution erst noch
entgegengehenden Welt ergeben sich ganz andere Voraussetzungen. Die Tatsache
der Evolution --- ausgerechnet dieses von vielen Mitmenschen noch immer als
angeblich religionsfeindlich abgelehnte Konzept! --- hat uns die Augen
dafür geöffnet, dass die Realität dort nicht enden kann, wo
die von uns erlebte Wirklichkeit zu Ende ist. Nicht die Philosophie, nicht
die klassische Erkenntnistheorie, die Evolution erst zwingt zur Anerkennung
einer den Erkenntnishorizont unserer Entwicklungsstufe unermesslich
übersteigenden »weltimmanenten Transzendenz«.
Diese ist, wie ich ausdrücklich betonen möchte, keinesfalls etwa
schon identisch mit dem Jenseits der Theologen. Ihre Entdeckung aber bewirkt
so etwas wie eine Öffnung unserer bisher gegen jede ernst zu nehmende
derartige Möglichkeit so erbarmungslos geschlossen wirkende Welt. Eine
Öffnung, hinter der eine ontologische Stufenleiter immer vollendeter
entwickelter Erkenntnisebenen sichtbar wird, als deren letzte wir uns dann,
ohne dass uns jemand widersprechen könnte, auch jenen »Himmel«
denken dürfen, in dem nach religiösem Verständnis der Schlüssel
liegt zum Sinn unserer unvollkommenen Welt."
(Sie hierzu auch Nicolai Hartmanns onthologische
Schichten.)
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