Anthropozentrische Fehleinschätzungen

Otto Koenig: Kulturethologie, Kulturgeschichte, Erdgeschichte, Weltgeschichte

"Wer sich mit Erdgeschichte befasst, denkt in Hunderten Jahrmillionen [...] Gibt man der Menschheitsentwicklung, vom frühen Urmenschen der Anthropusgruppe an gerechnet, rund 1 Million Jahre, bleibt für den knapp 20.000 Jahre alten Homo sapiens recens im biologischen Gesamtablauf ein sekundenhaftes Aufblitzen am Ende eines vierundzwanzigstündigen Tages.

Man fragt sich, ob dieses Letztereignis im Gesamtgeschehen überhaupt eine Rolle spielt, denn innerhalb der Erdgeschichte sind wir ein Nichts, das keinerlei allgemeingültige Gesetze geformt hat, vielmehr geformt ist von den während unvorstellbarer Zeiträume gestaltenden Gesetze der Chemie, der Physik, der Biologie."

"Heute besteht kein Zweifel mehr:
Wie die Sinneswahrnehmung, so beruhen auch Lernen, Vergessen und Denken auf Grundlagen, die physikalisch und chemisch exakt fassbar sind --- all jenen Ideologen zum Trotz, denen zufolge das Geistige grundsätzlich immateriell sei, frei, unabhängig und unwandelbar."